Sind Edelsteine und Diamanten eine alternative Geldanlage?
Sie glitzern und funkeln, leuchten in bunten Farben und sind kostbar. Gemeint sind Edelsteine, Diamanten und Brillanten, die überwiegend zu besonderen und ausgefallenen Schmuckstücken verarbeitet werden. Und die Nachfrage ist groß. Laut einem Artikel von Statista Research Department aus November 2022 fördert Russland aktuell die größte Menge an Rohdiamanten, gefolgt von Australien. Die weltweite Fördermenge belief sich zwischen 2004 und 2021 auf 120 Millionen Karat. Der globale Produktionswert summierte sich von 2015 bis 2020 auf 9,3 Milliarden US-Dollar. Länder wie Botswana, Kongo oder Südafrika verfügen über die meisten Reserven. Gemeinhin sind die Juwelen Sachwerte, die ähnlich wie Edelmetalle als wertstabil angesehen werden. Doch eignen sie sich auch als Geldanlage? Was sind eigentlich Edelsteine und welche Vor- und Nachteile bieten sie Investoren? Dies und mehr können Sie in diesem Beitrag erfahren.
Unterschied Edelstein, Diamant und Brillant
Die Begriffe Edelsteine, Diamanten und Brillanten werden häufig synonym verwendet. Dabei ist die Grundform aller Schmucksteine der Edelstein. Es handelt es sich überwiegend um Mineralien, die sich durch Eigenschaften wie Vorkommen, Härte, Farbe und Lichteinwirkung voneinander unterscheiden. Als bedeutendste und wertvollste Edelsteine gelten Diamanten (10), Rubine (9), Saphire (9) und Smaragde (8). Unzählige weitere sind bekannt, doch von geringerer Mohshärte (Einteilung in eine Skala von 1 bis 10). Arten wie Bernstein, Jade oder Amethyst zählen zu den fossilen Harzen, Silikaten oder Quarzen mit Härtegraden von 2 bis 7. Schmucksteine kommen als Rohsteine in den tieferen Schichten unserer Erdkruste vor und entstehen durch hohen Druck und hohe Temperarturen. Abgebaut werden sie in Minen, nachdem sie durch vulkanische Aktivitäten an die Erdoberfläche befördert wurden.
Zu Brillanten werden Diamanten durch ihren speziellen Schliff, der die Vorzüge des jeweiligen Edelsteins hervorbringt. Der Begriff »Brillant« ist aus der französischen Sprache abgeleitet und bedeutet »strahlend« oder »glänzend«. Er bezeichnet den besonderen Brillantschliff, mit dem Diamanten aber auch andere Schmucksteine veredelt werden. Dieser soll das Feuer des Steins perfekt inszenieren. Um als Brillant geführt zu werden, muss ein Edelstein eine bestimmte Form erhalten (rund, oval, Kissen, Tropfen, Trillion, Achteck) und mindestens 56 Facetten aufweisen, die sich in definierter Anzahl auf die Ober- und Unterseite verteilen.
Nach welchen Kriterien orientiert sich der Wert von Edelsteinen?
Ausschlaggebend für den Wert von Diamanten sind die fünf großen C, auch »5Cs« genannt. Sie stehen für die englischen Begriffe Colour (Farbe), Cut (Schliff), Carat (Gewicht), Clarity (Lichtdurchlässigkeit), und Conflicts (Konfliktfreiheit). Je größer ein Schmuckstein ist und je exakter er die genannten Kriterien erfüllt, desto wertvoller ist er. Doch aufgrund teilweise großer Abweichungen ist jeder Edelstein einzigartig und hat seinen individuellen Preis. Anders als bei Goldanlagen oder Silberanlagen gibt es bei Diamanten keine eindeutigen Weltmarktpreise, die sich vergleichen ließen. Eine transparente Darstellung in Form von Charts ist daher nicht möglich. Somit liegen keine Richtwerte zugrunde, die Investoren eine Einordnung erleichtern würden.
Für Anleger bedeutet dies, dass sie entweder selbst über ein großes Fachwissen verfügen oder jedes Stück durch einen Experten bewerten lassen müssen. Daraus ergibt sich für den Laien oder Einsteiger in den Edelsteinmarkt das Problem einer eher herausfordernden und risikoreicheren Investition. Zudem ist die Handelbarkeit von Edelsteinen eingeschränkt. Im Gegensatz zu Anlagegold unterliegen Kauf und Verkauf der Mehrwertsteuer.
Wie können Anleger sicher in Edelsteine investieren?
Beim Kauf von Edelsteinen ist also Vertrauen gefragt. Denn es gehört schon eine Menge Fachwissen dazu, echte Diamanten von gut gemachten Fälschungen zu unterscheiden. Künstliche Diamanten, wie zum Beispiel Strasssteine haben eine täuschend ähnliche Optik und besitzen teilweise auch ein Funkeln je nach Lichtbrechung. Man denke nur an den österreichischen Hersteller Swarovski, der mit seinem hochwertigen Kristallschmuck Maßstäbe setzt. Doch die zweifelsohne exquisiten Schmucksteine bestehen nicht aus echten Diamanten, sondern aus Glas.
Echte Edelsteine werden heutzutage überwiegend als Schmuckstücke gefasst beim Juwelier angeboten. Doch dies “verwässert” den Wert erneut. Denn der Kostenanteil für die Herstellung eines Rings, Armbandes oder einer Kette ist nicht zu unterschätzen. Bei einem späteren Verkauf können diese Aufpreise selten 1:1 umgesetzt werden.
Es bleibt beim reinen Edelsteininvestment meist nur der Kauf über den seriösen Direktvertrieb. Dazu zählt zum Beispiel das Deutsche Edelstein-Kontor mit Hauptsitz in Chemnitz. Dort wird jedes Teil mit Zertifikat und Wertgutachten angeboten. Ein weiterer Tipp wäre die Edelsteinstadt Idar-Oberstein, die als Zentrum der deutschen Edelsteinindustrie gilt. Einzelstücke können ebenfalls bei offiziellen Schmuck-Auktionen oder auf Edelstein-Börsen erstanden werden.
Wie lassen sich Edelsteine wieder verkaufen?
Wie bei den meisten Sachwerten empfehlen Experten auch beim Edelstein-Investment einen langen Anlagehorizont von mehreren Jahren ins Auge zu fassen. Laut Analysten betrug die durchschnittliche Wertsteigerung der letzten Jahre etwa vier bis acht Prozent pro Jahr. Nach einer einjährigen Haltedauer bleiben Gewinne aus dem Verkauf von Schmucksteinen einkommensteuerfrei. Für den Wiederverkauf empfehlen sich Edelsteinfachhändler, die häufig an einem An- oder Rückkauf interessiert sind. Damit der Verkauf reibungslos erfolgen kann, raten Kenner dazu, unbedingt Begleitpapiere wie zum Beispiel international anerkannte Zertifikate oder unabhängige Gutachten mit anzubieten.
Fazit: Für wen ist ein Edelstein-Investment geeignet?
Anders als bei einer Vermögensanlage in Gold oder Silber verlangen Edelsteine von Investoren viel Fachwissen. Kleinteilig zu investieren ist nicht so einfach, denn hochwertige Schmucksteine beginnen meist im mittleren vierstelligen Eurobereich, insbesondere, wenn sie geschliffen sind. Doch ebenso wie Edelmetalle sind sie zum langfristigen Vermögensaufbau geeignet sowie zur Risikominimierung in Kombination mit anderen Anlagen wie Aktien, Immobilien oder Fonds. Am ehesten empfehlen sich Diamanten, Rubine, Saphire und Smaragde für Investoren, die bereits über die nötige Fachkenntnis verfügen und generell eine Präferenz für edle Schmucksteine besitzen. Wem das Edelstein-Investment zu kompliziert ist, greift lieber zu bewährten Gold- und Silberanlagen: