Keine Strafzölle der USA auf Gold aus der Schweiz

Die Schweiz gilt mit ihren großen Raffinerien als eines der wichtigsten Exportländer der Welt für Goldbarren. Medienberichten zufolge exportierte die Schweiz in den vergangenen zwölf Monaten Edelmetalle im Wert von mehr als 60 Milliarden Dollar in die USA. Konnten die dort begehrten Goldbarren zu 100 Unzen und einem Kilogramm bislang zollfrei verschifft werden, so wurden Überlegungen bekannt, wonach die Trump-Regierung das Schweizer Gold nun ebenfalls mit Importzöllen in Höhe von 39 Prozent belegen wollte. Bei dem bisherigen Exportvolumen würden die Strafzölle Mehrkosten von rund 24 Milliarden US-Dollar verursachen. Dies führte bereits zu ersten Einschränkungen der Goldlieferungen aus der Schweiz. Nun ruderte die US-Regierung zurück. Auf seiner Social Media-Plattform Truth Social gab US-Präsident Donald Trump bekannt, dass Goldimporte nicht mit Zöllen belegt werden sollen. Das gilt ebenfalls für das Schweizer Gold.
Für die allgemeine Verunsicherung hatte ein Schreiben der Zollbehörde U.S. Customs and Border Protection (CBP) Ende Juli 2025 gesorgt. Demnach würden Goldbarren zu 100 Unzen und Goldbarren zu 1 Kilo ab sofort unter einen neuen Zolltarifcode fallen, der mit dem vollen Satz von 39 Prozent zu belegen sei. Diese Maßnahme kam laut Experten unerwartet, da speziell diese beiden Barrengrößen die meistgehandelten Goldprodukte am weltweit größten Terminmarkt COMEX der USA sind.
Goldhandel in die USA: Ein lukratives Geschäft für die Schweiz
Während in Europa die Good Delivery Goldbarren zu 12,4 Kilogramm das Maß der Dinge sind, bevorzugt die USA handlichere Einkilo-Formate. Für die Schweizer Exportraffinerien bedeutete dies, die großen Barren im Ziegelsteinausmaß in kleinere Formate umzuschmelzen, die eher der Größe eines Smartphones gleichen. Ein Aufwand, der sich angesichts des Exportvolumens für die Affinerien lohnt. Doch genau genommen stammt das Gold ursprünglich nicht aus der Schweiz, sondern wurde dort nur umgearbeitet. Für die USA zählt dennoch die Schweiz als Exportland.
Ohnehin sind die bilateralen Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und den USA stark angeschlagen. Denn auch wenn die Zölle aus Gold zunächst ausbleiben, traten bereits die verhängten Importabgaben auf andere Waren aus der Schweiz in Kraft, die insbesondere Uhren oder den Maschinen- und Anlagebau betreffen.
Zölle in Höhe von 39 Prozent auf Gold würden Experten zufolge den Export aus der Schweiz zwangsläufig zum Erliegen bringen und einen langanhaltenden Trend beenden. Zunächst scheint die Gefahr gebannt, obwohl noch keine Details über die neue Entscheidung des US-Präsidenten bekannt sind.
Goldpreis steigt seit 2024 um 27 Prozent an
Die Verwirrung durch die US-Zollbehörde kommt zu einer Zeit, in welcher Gold gefragt ist, wie nie zuvor. Die Zentralbanken der großen Industriestaaten sowie der Entwicklungsländer setzten verstärkt auf das wertdichte Edelmetall zur Stärkung ihrer Währung. Allein in 2024 erhöhten die weltweiten Notenbanken ihre Bestände auf 36.000 Tonnen. Gleichzeitig sorgt die anhaltende Gold-Rally für Rekordkurse: Die Steigerung des Goldpreises seit Ende 2024 liegt bei knapp 30 Prozent.
Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs
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Was ist das Besondere am Schweizer Gold?
Die Schweiz ist bekannt für ihre großen Edelmetall-Raffinerien. Vier der sieben weltgrößten Goldschmelzereien befinden sich in dem europäischen Staat. Dennoch halten sich die natürlichen Goldvorkommen in der Schweiz in Grenzen. Im Gestein und in den Gewässern der Schweizer Alpen findet sich an vielen Stellen Gold, doch nur noch in geringen Mengen. Längst sind die Goldadern in den großen Minen von Salanfe, Gondo, Graubünden und Sessa erschöpft und die Bergwerke stillgelegt. Das letzte Gold wurde dort 1897 zu Tage geführt. Goldsucher finden dann und wann noch einzelne Goldpartikel oder Klümpchen des begehrten Metalls in den Bergflüssen.
Dennoch gilt die Schweiz als das führende Land der Welt, wenn es um den Goldhandel geht. Denn es heißt, im Alpenland wird das Gold der Welt eingeschmolzen und exportiert. Bis zu 70 Prozent allen auf dem Globus verarbeiteten Goldes wird in den Schweizer Affinerien verarbeitet. Es entstehen Goldbarren in verschiedenen Stückelungen, Goldmünzen, Medaillen und Halbzeuge für die Uhren- und Schmuckindustrie. Die Unternehmen punkten durch ihre Jahrhunderte lange Erfahrung mit Goldlegierungen aller Art und haben die Kapazitäten, große Mengen Gold zu verarbeiten.
Jährlich importiert das Land mehr als 2.000 Tonnen Gold, schmilzt es ein und bereitet es für den Export in verschiedene Staaten der Erde vor. Mehr als 80 Prozent des verarbeiteten Goldes werden wieder exportiert. Dabei ist die USA mit Abstand der größte Kunde, gefolgt von China und Indien. Weitere Großabnehmer sind die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Türkei und Hongkong. Jährlich spült der Goldexport rund 70 Milliarden Schweizer Franken in die Kassen der Eidgenossen – Gold gilt damit als zweitwichtigstes Exportgut.
Fazit: Experten raten dazu, den Spotpreis zu beobachten
Die USA-Regierung hält mit ihrem weltweiten Zollkrieg den Außenhandel weiterhin in Atem. Die große Verunsicherung auf den Märkten wirkt sich wie ein Brennglas auf den Goldpreis aus und sorgt für heftige Kursschwankungen. Im gleichen Maße kam es bei den Gold-Futures an der COMEX zu heftigen Ausschlägen. Experten gehen hier jedoch von einer temporären Erscheinung aus, die sich angesichts der nun ausbleibenden Strafzölle auf Gold schnell wieder normalisieren werde. Ausschlaggebend bleibt die Entwicklung des Spotpreises am London Bullion Market für physisches Gold.