Platin und Palladium bald gleichauf?
Im Fokus von physischen Edelmetallen zu Anlagezwecken stehen meist Gold und Silber. Doch auch die beiden Graumetalle Platin und Palladium sind bei erfahrenen Investoren beliebt. Darüber hinaus handelt es sich um besonders wertdichte Edelmetalle. Und zwischen 2020 und Januar 2023 lag der Preis für eine Palladiumunze (31,103 Gramm) mit Spitzenwerten bis über 3.000 Euro noch weit über dem Goldpreis. Doch innerhalb der letzten zwölf Monate verlor das seltene Übergangsmetall immer mehr an Wert und ist inzwischen sogar unter die Marke von 900 Euro gerutscht. Damit bewegt sich der Palladiumpreis immer mehr auf den Spotpreis von Platin zu, der von 1.143 Euro auf nunmehr 830 Euro gefallen ist. Experten vermuten überdies, dass sich die beiden grauen Edelmetalle in absehbarer Zeit auf dem gleichen Preisniveau bewegen könnten. Was ist die Ursache für den rapiden Preisverfall und besteht eine Chance auf Erholung?
Gemeinsam mit Iridium, Osmium, Platin, Rhodium und Ruthenium bildet Palladium unter den periodischen Elementen die Gruppe der Platinmetalle. Die grau- bis silberweißen Metalle besitzen ähnliche chemische und physikalische Eigenschaften. Palladium wird insbesondere bei der Produktion von Drei-Wege-Katalysatoren in der Automobilindustrie von klassischen Verbrennermotoren eingesetzt. Weitere Anwendungsbereiche sind elektronische und medizinische Zwecke sowie Brennstoffzellen. In der Schmuckherstellung und als Anlageprodukte in Form von Barren und Münzen ist die Nutzung dagegen eher gering. Die größten Palladiumvorkommen der Welt liegen in Südafrika, Kanada, Russland und den Philippinen. Gewonnen wird es überwiegend beim Abbau von Gold und Platin.
Die große Nachfrage von Palladium in der Vergangenheit
Der Aufstieg von Palladium und seine große Nachfrage begannen Mitte 2019 und dauerte gut vier Jahre an. Mit Beginn des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise in Europa stieg der Preis nochmals dramatisch bis auf 3.170 Euro an und markierte damit ein neues Allzeithoch. Ähnlich wie Platin ist Palladium den Veränderungen aus der Automobilbranche unterworfen. So betrug sein Einsatz in Katalysatoren für Benzinmotoren rund 80 Prozent mit entsprechend hoher Nachfrage. Diese entstand insbesondere durch den massiven Rückgang von Dieselmotoren aufgrund des Abgasskandals.
Doch seit 2020 konzentrieren sich die Automobilhersteller mehr auf die Produktion von Elektrofahrzeugen, für die keine Abgasreinigungssysteme benötigt werden. Im gleichen Maße stiegen die Verkäufe von E-Autos in den USA, Westeuropa und insbesondere in China an. Diese Märkte hatten in der Vergangenheit mit knapp 70 Prozent den größten Anteil an der Palladiumnachfrage und zeichneten dadurch im Umkehrschluss ebenfalls für den starken Rückgang verantwortlich.
Palladiumpreis Chart - Palladium-Spotkurs
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Überholt Platin den “großen Bruder” Palladium bald?
Laut dem aktuellen Edelmetall Bulletin von Heraeus steuert Palladium in den nächsten Jahren auf einen Marktüberschuss zu. Neben der allgemein rückläufigen Nachfrage aus der Autoindustrie ist gemäß Heraeus hierfür auch das zunehmend wichtiger werdende Recycling von Autokatalysatoren ausschlaggebend. Dieser Effekt würde noch durch den Umstand verstärkt, dass immer mehr benzinbetriebene Fahrzeuge das Ende ihrer Lebenddauer erreichen und verschrottet werden. Dadurch entstünde ein zunehmendes Sekundärangebot an Palladium.
Dieses Überangebot bei gleichzeitig rückläufiger Nachfrage spielt wiederum Platin in die Karten. Denn das Graumetall kann auf ein größeres Anwendungsspektrum zurückgreifen. So machen Katalysatoren nur rund 48 Prozent der gesamten Platinnachfrage aus. Weitere Bereiche betreffen Laborgeräte, Zahnimplantate, medizinische Geräte wie Herzschrittmacher, aber auch elektronische Bauteile sowie die Schmuckherstellung für Uhrengehäuse und Weißgold. Durch das Potenzial in der Wasserstoffwirtschaft könnte sich die Nachfrage nach Platin langfristig sogar noch steigern. Aus diesen Gründen sehen die Experten von Heraeus, dass Platinprodukte in den kommenden Jahren tatsächlich mit zunehmenden Aufschlägen gegenüber Palladium gehandelt werden könnte.
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Anlageprodukte aus Platin
Im Vergleich zu Palladium ist der Markt an Anlageprodukten aus Platin wesentlich größer. So werden deutlich mehr Platinmünzen und Platinbarren angeboten als beim vermeintlich wertvolleren Schwestermetall. Zu den meistgefragten Bullionmünzen aus Platin zählen American Eagle, Australian Känguru, Britannia, China Panda, Krügerrand, Lunar Serie III, Maple Leaf, Somalia Elefant oder Wiener Philharmoniker. Diese Sorten sind überwiegend in der Stückelung zu einer Unze verfügbar, seltener auch in anderen Einheiten, etwa zu 1/4 oder 1/10 Unze. Der Feingehalt beläuft sich in der Regel auf 995/1000. Wie Gold- oder Silbermünzen verfügen sie über einen aufgeprägten Nennwert, wodurch sie als Zahlungsmittel im jeweiligen Ausgabelang gelten. Erworben werden Platinmünzen überwiegend von Anlegern, aber auch von Sammlern.
Platinbarren stehen von 1 Gramm bis 1 Kilogramm zur Auswahl und werden von verschiedenen Herstellern angeboten. Darüber hinaus sind auch Platin Tafelbarren in unterschiedlichen Einheiten verfügbar.
Anlageprodukte aus Palladium
Als Palladiummünzen werden im Grunde nur wenige nennenswerte Produkte geführt. Dabei handelt es sich um American Eagle, Austrailian Emu, Cook Islands und Maple Leaf. Angeboten werden sie ausschließlich zu einer Unze. Ihr Feingehalt beläuft sich ebenfalls auf 995 Tausendstel. Ein Nennwert in der jeweiligen Landeswährung ist vorhanden. Verbreitet sind Palladiummünzen fast nur als Anlageobjekt.
Etwas mehr Auswahl ist bei Palladiumbarren vorhanden. Hier können Investoren zwischen Einheiten zu 1 Gramm und 1 Kilogramm auswählen. Weiterhin werden ebenfalls Palladium-Tafelbarren zu 1 Gramm in verschiedenen Gebinden angeboten.
Fazit: Gleichstand von Palladium und Platin in 2024?
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis und damit auch den Wert der Edelmetalle. Während Palladium seit seiner Hochzeit Anfang der 2020er-Jahre mehr und mehr an Bedeutung verliert, hat Platin gute Chancen, mittelfristig zum führenden Weißmetall zu werden. Einen Gleichstand der Preise von Palladium und Platin erwarten die Heraeus-Experten sogar noch für 2024. Angesichts fehlender Alternativen hinsichtlich der Nachfrage ist mit einem Aufschwung des Palladiumpreises in den nächsten Jahren zudem nicht zu rechnen.