September 2025: Ein Gold-Allzeithoch jagt das nächste

Ein neues Allzeithoch bei Edelmetallen ist im Normalfall etwas, das vielleicht alle paar Jahre eintritt. Auf Gold trifft diese Regel bereits seit einiger Zeit nicht mehr zu, und insbesondere der September schlägt alle Rekorde. Seit Anfang des Monats jagt ein “All-Time-High”, wie es international heißt, das nächste. Dabei gelten die Rekordhöhen sowohl für den Goldpreis in US-Dollar als auch in Euro. So wurde die an sich bereits beeindruckende Marke von 3.600 USD im aktuellen Monat bereits wieder überschritten, ebenso wie das Pendant von 3.090 EUR für den Euroraum. Renommierte Analysten sehen neben anhaltenden geopolitischen Zwischenfällen vornehmlich die anstehende Zinsentwicklung in den USA als Treiber für den Goldpreis.
Der Goldpreis wird mehrmals täglich an den internationalen Handelsplätzen ermittelt und bezieht sich grundsätzlich auf eine Feinunze Gold, die rund 31,103 Gramm entspricht. Viele Goldmünzen sind daher auf diese Gewichtseinheit abgestimmt, ebenso etliche Goldbarren. Seit dem Ende der Goldpreisbindung an den US-Dollar 1971 wird der Goldkurs auf Basis von Angebot und Nachfrage ausgehandelt. Dadurch ergeben sich steigende und fallende Preise pro Feinunze. Ausschlaggebend für die Wertung eines neuen Allzeithochs ist der jeweilige Tagesschlusskurs. Hochs, die im Tagesverlauf entstehen – sogenannte Interday-Kurse – werden zwar auch erfasst, sind aber für die Ermittlung des Allzeithochs nicht relevant. Der bis Ende August / Anfang September geltenden Euro-Höchstwert stammte vom 6. Mai 2025 (mit 3.017 Euro), in US-Dollar wurde der höchste Schlusskurs am 13. Juni 2025 (mit 3.433 USD) erreicht.
Warum gibt es unterschiedliche Goldpreise?
Der Preis für eine Feinunze Gold setzt sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammen. Für physisches Gold ist der sogenannte Spotpreis relevant. Er wird an den großen Handelsplätzen dieser Welt aufgrund von Angebot und Nachfrage ermittelt. Maßgeblich hierfür ist der London Bullion Market, als der größte außerbörsliche Marktplatz für Gold sowie der weltgrößte Terminmarkt COMEX in New York. Mitbestimmend sind ebenfalls der Shanghai Gold Exchange in China und die Tokio Exchange Group, Japan.
Notiert wird der Goldpreis zunächst in US-Dollar, damit der Wert einer Feinunze weltweit kalkulierbar ist. Anschließend wird der Unzenwert zu aktuellen Wechselkursen in die Währungen der Länder umgerechnet. Je nachdem wie hoch oder tief eine Landeswährung gerade steht, ergeben sich unterschiedliche Preise in Euro, Schweizer Franken oder Britische Pfund Sterling. Für die Preisgestaltung von Münzen und Barren ist daher immer der Goldkurs im jeweiligen Angebotsstaat maßgeblich, zuzüglich der typischen Handeslaufschläge.
Der Höhenflug des Goldes
Während weltweit betrachtet also der Goldpreis in US-Dollar herangezogen wird, ist der Goldpreis in Euro für die Europäische Union und den gesamten Euroraum die Basis. In der Fünfjahres-Rückbetrachtung ist zu beobachten, dass sich der Kurs zwischen Januar 2020 und März 2024 in einem Bereich von 1.500 bis 2.000 Euro, einem leichten Aufwärtstrend folgend, bewegt hatte. Dann begann die eindrucksvolle Goldrally mit dem Überschreiten der 2.500-Euro-Marke im Oktober 2024. Anfang Februar 2025 überstiegt der Kurs erstmals 2.750 Euro und erzeugte ein neues Allzeithoch. Dieser Wert wurde im Frühjahr mehrfach egalisiert und mündete am 6. Mai 2025 mit 3.017,95 Euro in einen neuen, vorläufigen Höchstpreis. Nach einer kurzen Sommerpause setzte sich die Rekordrally des Goldes im September fort, mit neuen Allzeithochs annähernd im Tagesrhythmus. Das entspricht einer Wertsteigerung von rund 40 Prozent allein in den ersten drei Quartalen von 2025.
Goldpreis Chart - Gold-Spotkurs
Wählen Sie den gewünschten Zeitraum aus:
Welchen Stellenwert hat die US-Zinspolitik?
Die Hoffnung auf fallende Leitzinsen in den USA ist laut Ansicht von Experten für die aktuellen Rekordhöhen des Goldpreises verantwortlich. Bereits auf der jährlichen Notenbankkonferenz in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming im August stellte Fed-Chef Jerome Powell sinkende Zinsen in Aussicht. Diese könnten bereits am 17. September 2025 beschlossen werden, nachdem der Zinssatz bei den letzten fünf Sitzungen unverändert bei 4,25 bis 4,50 Prozent belassen wurde. Viele Anleger spekulieren sogar auf eine massive Zinssenkung in Höhe von 0,5 Prozentpunkten. Allgemein führen Zinssenkungen zu einer Abschwächung des US-Dollar. Dadurch wird Gold in Währungen anderer Länder attraktiver und es wird mehr Edelmetall gekauft.
Auch im Euroraum wird die US-Zinsentscheidung mit Spannung erwartet. Denn es ist möglich, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Einlagenzins für den Euroraum im Laufe der nächsten Monate ebenfalls absenkt. Derzeit steht er jedoch konstant bei zwei Prozent. Dies wurde auf der letzten Sitzung am 11. September 2025 nochmals bestätigt.
Der Stellenwert von Gold im Portfolio
Für viele Finanzexperten gehört physisches Gold zur Diversifizierung in jedes Anlageportfolio. So hat zum Beispiel die Reisebank als ein führender Edelmetallhändler Deutschlands in ihrer aktuellen Metastudie “Gold im Portfoliokontext” ermittelt, dass ein optimaler Goldanteil bei 5 und 16 Prozent liegt, um ein ausgewogenes Rendite-Risiko-Verhältnis zu erhalten. Ausschlaggebend für die individuelle Höhe seien persönliche Ziele und Erwartungen. Prof. Dr. Jens Kleine, Professor für Bankmanagement und Finanzwirtschaft an der Hochschule München und Dr. Tilmann Gerhards, Vorstand der Reisebank AG in Frankfurt am Main nutzten vier Forschungshypothesen für die Studie: Portfolio-Optimierung, steuerliche Aspekte, Inflations- und Krisenschutz sowie den emotionalen Blickwinkel.
Speziell durch ihre Eigenschaft als “Emotional Asset” bekäme die Goldanlage laut Aussage der Experten eine besondere, einzigartige Bedeutung. Denn dieser Aspekt würde die Anforderungen moderner Investoren über traditionelle Faktoren wie Rendite, Sicherheit und Liquidität hinaus erfüllen.
Fazit: Kann der Goldpreis auf 5.000 US-Dollar ansteigen?
Die US-Zinsspekulationen bewirken derzeit einen Rekordaufschwung bei Gold. Außerhalb des Dollarraums sorgt ein schwächelnder US-Dollar für günstiges Edelmetall, wodurch die Nachfrage weiter steigt. Manche Analysten sehen sogar einen Anstieg des Goldpreises auf bis zu 5.000 USD für eine Feinunze im Bereich des Möglichen. Dazu müsste aber US-Präsident Donald Trump die Fed weiterhin unter Druck setzen und die Unabhängigkeit der US-Notenbank gefährdet sein, wie die Deutsche Presse Agentur (dpa) zuletzt schrieb.