Silber gewinnt international an Bedeutung

Bereits jetzt zählt Kanada zu den führenden Nationen bei der Herstellung von Anlage-Silbermünzen. Zukünftig möchte der Staat mehr Silber abbauen, um die Dekarbonisierung zu fördern. Dazu soll das weiße Edelmetall zum kritischen Mineral erklärt werden.
Silber gewinnt international an Bedeutung

Zurecht wird Silber in einer Reihe mit Gold genannt, wenn es um physische Anlageprodukte geht. Das lässt sich bereits daran erkennen, dass auf dem internationalen Edelmetallmarkt mehr als 170 unterschiedliche Sorten an Silbermünzen angeboten werden. Auch Silberbarren stehen in großer Auswahl und vielen attraktiven Stückelungen zur Verfügung, sodass für jedes Anlagebudget die passenden Produkte erhältlich sind. Doch Silber ist nicht nur als Investitionsgut beliebt, knapp die Hälfte der weltweiten Nachfrage entfällt auf industrielle Nutzungen. Aus diesem Grund fordern nun kanadische Bergbauunternehmen von ihrer Regierung, das begehrte Weißmetall als kritisches Mineral einzustufen und es damit aufzuwerten.

Dabei zählt Kanada nicht zu den Ländern unserer Erde mit dem größten Silbervorkommen oder der höchsten Förderung. Die Rangliste wird laut Word Silver Survey 2023 durch Silver Institute und Metals Focus von Mexiko angeführt mit einer jährlichen Fördermenge von 199,2 Millionen Feinunzen, gefolgt von China (111,8 Moz) und Peru (107 Moz). Kanada folgt mit 8,7 Millionen Unzen erst an 15. Stelle und verzeichnete im dritten Jahr in Folge Einbußen. Verantwortlich dafür war unter anderem die Schließung der Hudbays Flin Flon Verarbeitungsanlage Mitte 2022 nach Erschöpfung der Reserven aus der zugehörigen Mine 777.

Jedoch führt Kanada bei der Prägung von Münzen und Medaillen. Im Jahr 2022 verarbeitete die staatliche Prägestätte Royal Canadian Mint 35,8 Millionen Silberunzen. Australien lag mit 24,1 Moz auf dem zweiten Rang vor den USA mit 21,1 Moz. Zu den bekanntesten Silberprodukten der Kanada Mint zählen Maple Leaf, Lunar Serie und Superman.

Silberpreis Chart - Silber-Spotkurs

Wählen Sie den gewünschten Zeitraum aus:



Die weltweite Nachfrage und Nutzung von Silber

Laut der Studie wurden 2022 weltweit 842,1 Millionen Silberunzen aus Minenförderung produziert. Dazu kamen 181,1 Moz an recyceltem Silber und 1,7 Moz aus Nettoverkäufen. Insgesamt betrug die zur Verfügung stehende Menge 1.024,9 Moz oder etwa 32.000 Tonnen des weißen Edelmetalls.

Die globale Nachfrage belief sich 2022 auf 1.242,4 Millionen Feinunzen oder knapp 39.000 Tonnen Silber. Somit wurde mehr Weißmetall benötigt, als produziert wurde. Das Defizit wurde durch Angebotsüberschüsse der Vorjahre ausgeglichen. Davon rief allein die Industrie 556,5 Moz ab, was einem prozentualen Wert von 45 Zählern entspricht. Darüber hinaus entfielen 27 Prozent (333 Moz) auf Investmentprodukte und 19 Hundertstel (73,5 Moz) auf die Schmuckverarbeitung. Hauptabnehmer im industriellen Bereich ist die Elektro- und Elektronikbranche, allen voran die Fotovoltaik-Produktion. Silber wird ebenfalls für Batterien in Elektroautos oder für Wärmepumpen benötigt. Weitere Abnehmer sind Hersteller von Lötlegierungen und Loten. Auch in der Fotografie gab es eine große Nachfrage.

Damit zählt Silber als wichtiger Rohstoff für die Verkehrs- und Energiewende. Die Dekarbonisierung und ihr Stellenwert für die Wirtschaft des Landes ist zudem das entscheidende Argument der kanadischen Bergbaumanager. Die Vereinigung ist davon überzeugt, dass Silber in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird. Durch die Aufnahme als kritisches Mineral könnte Kanada die Silberförderung im eigenen Land vorantreiben. Denn damit ein Rohstoff diesen Stellenwert erreicht, muss er für die Wirtschaft des Staates unerlässlich sein und gleichzeitig den Aspekt der Nachhaltigkeit bedienen. Für die Möglichkeit einer erweiterten Förderung in Kanada muss zudem eine prekäre Versorgungsperspektive vorliegen. Die Bergbaulobby sieht alle diese Punkte bei Silber erfüllt. Die Entscheidung der Regierung steht noch aus.

© Perth Mint
© Perth Mint

Die Bedeutung von physischem Investmentsilber

Die Welt Silber Studie 2023 (mit Daten von 2022) ermittelte bei physischem Investmentsilber ein Rekordhoch in der Nachfrage von 333 Millionen Feinunzen. Dazu zählen gleichermaßen Silbermünzen und Silberbarren sowie Medaillen. Tatsächlich wurden mit 175 Moz gegenüber 158 Moz mehr Umsätze mit Barren als mit Münzen (inkl. Medaillen) erzielt. Gegenüber 2021 ergab sich eine Steigerung von etwa 22 Prozent. Als Begründung werden im Report die ansteigende Inflation und geopolitische Zwischenfälle wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg genannt.

Physisches Silber als Anlageprodukt ist insbesondere hierzulande sehr gefragt. In 2022 lag Deutschland als Abnehmer mit 48,9 Millionen Unzen bereits auf dem dritten Rang nach den USA (134 Moz) und Indien (79,4 Moz). Damit ist Deutschland mit großem Abstand das führende Land Europas bei physischen Silberinvestments. Und dass, obwohl die Nachfrage gegen Ende des Jahres um rund 3 Prozent rückläufig war. Dies führt der Report auf den unerwarteten Wegfall der beliebten Differenzbesteuerung bei Silbermünzen zurück. Seither wird der volle Satz von 19 Prozent Mehrwertsteuer beim Kauf berechnet.

In der Vergangenheit hat sich Silber mit einiger Verzögerung immer am Goldkurs orientiert und ist mit dem gelben Edelmetall gewachsen. Gegenüber Wertpapieren stellt eine Investition in physisches Silber ein Sachwert dar, der sich insbesondere zum längerfristigen Vermögensaufbau eignet. Viele Anleger nutzen Silberanlagen auch zur Diversifizierung mit anderen, eher risikobehafteten Investmentklassen wie Aktien oder Immobilienfonds. Als Teil des Portfolios übernimmt das Anlagesilber dann die Aufgabe der Risikominimierung.

Um den Wert von Silber im Vergleich zu Gold zu ermitteln, können Anleger die Gold-Silber-Ratio nutzen. Unabhängig von der Landeswährung gibt der Chart die Menge an Silberunzen an, die einer Goldunze entspricht:



Fazit: Die kanadische Initiative als Treiber für den Silberkurs?

Die Initiative der kanadischen Bergbauunternehmen zeigt, welch großen Stellenwert Silber für die Lobby hat. Sofern die Aktion der Kanadier erfolgreich ist, könnte das Beispiel anderen Staaten als Blaupause für eine erhöhte Silberproduktion dienen. Dadurch würde das Ansehen des weißen Edelmetalls deutlich steigen und ebenso dessen Nachfrage im Investmentbereich. Darüber hinaus zeichnet sich durch die Energiewende bereits jetzt eine zunehmende industrielle Nutzung ab, sodass sich die Doppelrolle als Kapitalanlage und Industriemetall positiv auf den Silberpreis auswirken könnte.