Edelmetallverarbeitung Made in Germany

Ganz gleich ob Wertanlagen oder numismatische Münzen, in Deutschland wird eine ganze Palette an hochwertigen Produkten für Investoren oder Sammler hergestellt. Wir stellen Ihnen die hiesigen Prägestätten sowie die Gold- und Silber-Scheideanstalten vor.
Edelmetallverarbeitung Made in Germany

Investmentprodukte aus Gold und Silber entstehen nicht nur in der weiten Welt, sondern haben auch in Deutschland eine lange Historie. So werden hierzulande vielerorts Münzen und Barren hergestellt, die für den Anlage- oder Sammlermarkt bestimmt sind. Dabei sind die Edelmetallunternehmen sehr unterschiedlich aufgestellt. Zum Beispiel fertigen staatliche Prägestätten offizielle Kursmünzen und Gedenkmünzen unter dem Symbol des Bundesadlers an. Private Prägeanstalten produzieren eigene Sorten oder Agenturmünzen für ausländische Staaten. Darüber hinaus sind in Deutschland zahlreiche Scheideanstalten tätig, die ausschließlich recyceltes Gold oder Silber verwenden und daraus Neues entstehen lassen. Unser Beitrag gibt einen Überblick über die Edelmetallverarbeitung Made in Germany.

Münze Deutschland und die fünf staatlichen Prägestätten

Vielen Anlegern und Sammlern sind die Produkte der Münze Deutschland bekannt, die älteren Numismatikern noch unter dem sperrigen Namen »Verkaufsstelle für Sammlermünzen der Bundesrepublik Deutschland (VfS)« ein Begriff ist. Im Angebot sind ausschließlich Sammler- und Gedenkmünzen in offizieller Ausgabe. Bis 2001 waren es DM-Münzen, heute sind es Euro-Münzen. Dabei produziert die Münze Deutschland nicht selbst, sondern fungiert vielmehr als staatlicher Vertriebskanal des Bundesverwaltungsamts (BVA), das dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) unterstellt ist.

Mit der Prägung der Münzen beauftragt das BVA die fünf offiziellen Prägestätten Deutschlands. Dabei hat jedes Haus sein eigenes Münzzeichen, das auf den Wertseiten als einzelner Großbuchstabe erscheint. Die beiden Staatsbetriebe im Bundesland Baden-Württemberg sind die größten Münzprägeunternehmen in Deutschland. Als älteste deutsche Fertigung gilt die Staatliche Münze Berlin, die bereits 1280 erstmals urkundlich erwähnt wurde.

  • Staatliche Münze Berlin (A)

  • Bayerisches Hauptmünzamt, München (D)

  • Staatliche Münzen Baden-Württemberg, Stuttgart (F)

  • Staatliche Münzen Baden-Württemberg, Karlsruhe (G)

  • Hamburgische Münze, Hamburg (J)

Private Prägestätten in Deutschland

Anders als die staatlichen Münzstellen prägen private Unternehmen keine Kursmünzen für den klassischen Geldverkehr. Sie produzieren in der Regel Barren oder Münzen für Anleger und Sammler. Vielfach handelt es sich dabei um Auftragsarbeiten für andere Staaten oder Lizenzausgaben. Entsprechend besitzen die Agenturausgaben einen Nennwert (nur bei Münzen oder Münzbarren) in der jeweiligen Landeswährung. Dadurch partizipieren Staaten wie Cook Islands, Fiji, Ghana, Niue, Ruanda oder Somalia an den Einnahmen.

Eine der bekanntesten privaten Prägestätten ist die Leipziger Edelmetallverarbeitung (LEV). Das Unternehmen fertigt hochwertige Produkte aus Gold, Silber, Platin, Palladium sowie Kupfer an. Neben Münzen und Barren von 1 Gramm bis 5 Kilogramm produziert die LEV ebenfalls Münzronden oder Rohlinge zur Weiterverarbeitung. Auch Medaillen entstehen in den Fertigungsanlagen im Süden Leipzigs.

Zu den renommierten Edelmetallverarbeitungen in Deutschland zählt ebenfalls die ESG Edelmetall-Service GmbH aus Rheinstetten bei Karlsruhe. Sie unterhält überdies eine Tochtergesellschaft in der Schweiz. Da das Unternehmen überwiegend mit recycelten Metallen arbeitet, gehört es gleichermaßen zu den Scheideanstalten. Es stellt Produkte wie Münzen, Barren und Granulate aus unterschiedlichen Rohmetallen her. Bekannt ist das Unternehmen insbesondere durch die Erfindung der »CombiBars«. Dabei handelt es sich um Goldtafelbarren mit Sollbruchstellen.

Scheideanstalten: Aus Alt macht Neu

Weitaus weiter verbreitet sind in Deutschland sogenannte Scheideanstalten. Per gesetzlicher Definition handelt es sich dabei um Unternehmen, die sich auf die Rückgewinnung von Metallen spezialisiert haben. Die Recyclingbetriebe werden auch Affinerien genannt. Neben alten Edelmetallmünzen und -barren verarbeiten sie ebenfalls Schmuckschmücke oder Zahngold. Bei den aufwendigen Prozessen werden die verschiedenen Metalle, die im Altmaterial enthalten sind, voneinander getrennt oder geschieden. Die auf diesem Weg gewonnenen Rohmaterialien kommen in den Kreislauf zurück. Sie dienen häufig als Vorprodukte für industrielle Zwecke, die auch als Halbzeuge bezeichnet werden.

Viele Scheideanstalten nutzen die recycelten Edelmetalle jedoch auch zur Herstellung von eigenen Produkten. So entstehen neue Goldmünzen, Goldbarren, Silbermünzen oder Silberbarren für den Anlage- und Sammlermarkt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um minderwertige Fabrikate. Denn der professionelle Recyclingprozess von Altgold oder Altsilber unterliegt strengen Auflagen und erfolgt in einem aufwendigen industriegestützten Verfahren. Damit stehen Güte und Feingehalt beim Goldrecycling den neu gewonnenen Rohstoffen in nichts nach. Wissenswert hierzu ist, dass auch frisch geschürftes Gold oder Silber nicht rein ist, sondern erst noch raffiniert werden muss.

Die folgenden Gold- und Silberscheideanstalten verwenden ausschließlich recycelte Edelmetalle zur Fertigung neuer Anlage- und Sammlerprodukte:

  • Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt AG (AGOSI), Pforzheim,

  • Bruno Welz GmbH, Schwäbisch Gmünd

  • C. Hafner Edelmetall Technologie, Wimsheim

  • ESG Edelmetalle Service, Rheinstetten

  • Heimerle Meule Group, Pforzheim

  • Heraeus Holding GmbH, Hanau

  • Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt GmbH (NES Group), Norderstedt

  • Rheinische Scheidestätte GmbH, Düsseldorf

  • Umicore AG, Hanau

  • u.v.w.

© Produktbilder v.l.n.r.: AGOSI, C. Hafner, Heimerle   Meule, Heareus, Umicore
© Produktbilder v.l.n.r.: AGOSI, C. Hafner, Heimerle Meule, Heareus, Umicore

Produktion und Vertrieb unter einem Dach

Nicht selten sind die edelmetallverarbeitenden Betriebe gleichzeitig Hersteller und Vertrieb. Über eigene Onlineshops verkaufen sie ihre Ware direkt an Endkunden. Gleichzeitig sind die in Deutschland hergestellten Produkte auch im klassischen Fachhandel erhältlich. Gefragte Münzen oder Barren werden ebenfalls international vertrieben, sodass sich deutsche Edelmetalle einer weltweiten Akzeptanz erfreuen. Das trifft insbesondere auf Agenturmünzen zu, die hierzulande gefertigt werden, aber offiziell für andere Staaten ausgegeben werden.

Ein direkter Publikumsverkehr ist eher selten, da die Prägestätten in aller Regel keine stationären Verkaufsstellen vorhalten. Oft gibt es jedoch die Möglichkeit, die Produktionsstätten im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Im Falle der Scheideanstalten kaufen einige Unternehmen auch direkt an ihren Standorten Altgold oder Altsilber von Endkunden an. Wobei sie üblicherweise die Altmaterialien von spezialisierten Fachgeschäften, also von Geschäftskunden erhalten.

Fazit: Deutsche Qualität kann international mithalten

Anlageprodukte aus Edelmetallen müssen nicht immer aus Kanada, Australien oder den USA stammen. Auch in Europa und insbesondere in Deutschland entstehen herausragende Münzdesigns und exklusive Sammlerstücke in hochwertiger Ausführung. Zudem sind viele deutsche Hersteller mit einer LBMA-Zertifizierung ausgezeichnet – dem Gütesiegel für qualitätsvolle Silber- und Goldbarren. Und das alles unter dem Prädikat Made in Germany.

© C. Hafner
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